In Augenhöhe mit dem Engelsgruß in St. Lorenz
vonplink/inRückblicke
Der „Englische Gruß“ von Veit Stoß und links im Hintergrund das Sakramentshaus von Adam Kraft
Zu den Kunstwerken von Weltrang in unserer Stadt, die Jahr für Jahr hunderttausende von Besuchern aus aller Welt in ihren Bann ziehen, gehören vor allem auch die beiden oben abgebildeten Meisterwerke in der Lorenzkirche. Im Hintergrund das Sakramentshaus, das Adam Kraft im Jahr 1496 als Stiftung von Hans IV. Imhoff (in nur 3 Jahren) fertiggestellt hat, und vorne der“Englische Gruß“ (der Engelsgruß) von Veit Stoß.
Letzteres Bildnis wurde zum Inbegriff der Darstellung des“Ave Maria“ – und dies in einer, seit der Einführung Reformation in Nürnberg im Jahr 1525, evangelischen Kirche lutherischer Prägung.
Das Marienbild mit Rosenkranz und einem Leuchter für 55 Kerzen, der das Kunstwerk aus ca. achteinhalb Metern Entfernung beleuchtet, entstand im Auftrag von Anton II. Tucher in den Jahren 1516/17 und wurde am 17. Juli 1518 in der Lorenzkirche aufgehängt. Veit Stoß war bei der Auftragserteilung ca. 70 Jahre alt. – Der dazugehörige geschmiedete und vergoldete Marienleuchter wurde nach seinen Vorgaben in der Messinggießerei von Jakob Pulmann geschaffen.
Die 55, auf fünf Armen angeordneten Kerzen, folgen einer der mittelalterlichen Varianten des Rosenkranzgebetes, bei der nach der einleitenden Formel“Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist“, fünfmal ein Zyklus von einem Vaterunser und 10 Ave Marias folgen.
Maria als Himmelskönigin, die über dem Sternengefunkel der Kerzen, den Leuchter krönt, wird ebenfalls Veit Stoß zugeschrieben.
Etwa alle 6 Jahre wird das Schnitzwerk von seinem luftigen Platz im Chor, mit der alten Winde aus der Entstehungszeit, für wenige Tage heruntergelassen, um die restauratorisch erforderlichen Maßnahmen durchführen zu können und es ganz behutsam vom Staub der Jahre (und der Touristen) zu befreien.
Es ist eine einmalige Gelegenheit, den Engelsgruß ganz aus der Nähe betrachten zu können und alle seine Details erläutert zu bekommen.
Es war ein Glücksfall, aus diesem Anlaß einen exzellenten Fachmann, den langjährigen Restaurator der Kunstwerke in St. Lorenz, Eike Oellermann, für einen Vortrag gewinnen zu können und die Lorenzkirche an diesem Abend, zwei Stunden lang, ganz alleine für die Mitglieder der Gesellschaft Museum reserviert zu bekommen.
Der Zuspruch zu dieser Veranstaltung übertraf bald alle Erwartungen und drohte den erhofften „intimen“ Rahmen für das Zwiegespräch mit dem Kunstwerk in der abendlichen Kirche bei weitem zu sprengen.
Anstelle der in der Vorplanung erwarteten 30-40 Teilnehmer, stürmten letztlich 123 Mitglieder und Gäste die Kirche. Die Gästepfarrerin von St. Lorenz, Frau Ostermayer, mit der ich den Termin vereinbart hatte, kam aus dem Staunen nicht heraus. Wer hätte auch mit so vielen begeisterten Kirchgängern in der Gesellschaft Museum gerechnet.
Als Vorspann zum Vortrag über den Engelsgruß war ein halbstündiges Orgelkonzert vereinbart worden, bei dem einer der Organisten von St. Lorenz, Herr Leikam, die in den letzten Jahren renovierten bzw. neugebauten Orgeln vorstellen sollte. Für diese Orgelführung war uns vom Organisten empfohlen worden, wegen der akustischen Verhältnisse in der Kirche, erst einmal im Langhaus Platz zu nehmen.
Im Bild links der Organist, Herr Leikam, bei den Erläuterungen
Hier ein Bild der Orgeln von St. Lorenz, links die Stephanusorgel – in der Mitte die Hauptorgel – rechts die Laurentiusorgel. Das Bild ist (mit freundlicher Erlaubnis) dem Programm der Orgelweihe der Laurentiusorgel vom 26. Juni 2005 entnommen.
Die Demonstration der neu erbauten Stephanusorgel hoch oben im Hallenchor, der Laurentiusorgel an der nördlichen Langhauswand und der mächtigen Hauptorgel auf der Westempore unterhalb der großen Steinrosette, war beeindruckend und bildete die ideale Einstimmung zu den Betrachtungen über den Englischen Gruß im Hallenchor.
Stellvertretend für den Hausherrn von St. Lorenz, wurden wir von Frau Pfarrerin Ostermayer, der Touristenseelsorgerin und Chefin aller Kirchenführer(innen) im Gotteshaus begrüßt.
Die umfassende Einführung in Geschichte, Geschichten und Kunstgeschichtliches um den Englischen Gruß, gab uns dann der langjährige Restaurator der Kunstschätze in St. Lorenz, Herr Oellermann.
Die 450 Kilogramm schwere, aus einer Linde des Sebalder Reichswalds geschnitzte Plastik, stellt eine Szene aus dem 1. Kapitel (Vers 26-38) des Lukasevangeliums dar, wo berichtet wird, wie der Engel Gabriel Maria die Botschaft überbringt, daß sie die Mutter des Heilands werden soll.
Es ist die Botschaft, die in der Übersetzung des Neuen Testaments von Martin Luther, in einem Druck des Jahres 1535, mit den Worten überliefert wird“Gegrüßt seist du Holdselige, du gebenedeite unter den Weibern…“ Es ist dieser Gruß des Engels, der seinen festen Platz im Rosenkranzgebet gefunden hat, von dem sich der Name des Kunstwerks in seiner alten Form“Englischer Gruß“ ableitet.
Der Rosenkranz und seine Zahlenverhältnisse ist auch bestimmend für das gesamte Bildwerk.
Trotz besorgter Blicke von Frau Pfarrerin Ostermayer wegen der (dafür schon fast zu) großen Teilnehmerzahl, ließ Herr Oellermann im Anschluß an seine Vortrag einen schon wahrlich hautnahen Kontakt mit dem Meisterwerk zu.
Plötzlich war richtig Platz in den noch kurz zuvor dicht besetzten Stuhlreihen im Hallenchor.
Die unmittelbare Nähe zu diesem Meisterwerk, das sonst nur hoch über den Köpfen im Raum schwebend zu bewundern ist, war für alle ein faszinierendes Erlebnis
Der Wissensdurst war riesengroß und Frau Pfarrerin Ostermayer und Herr Oellermann waren ständig dicht umlagert.
Am Ende blieb wohl kein Detail unbeachtet. Ganz gleich ob von vorne oder von hinten besehen. Erzengel und Jungfrau zogen alle in ihren Bann.
Als sich die Kirche, viel später als geplant, dann doch langsam geleert hatte, waren sich alle einig: Dieser Besuch, hatte sich auf jeden Fall gelohnt!
Ein herzliches Dankeschön für diesen beeindruckenden Abend in der Lorenzkirche.
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