Reizung nach gegnerischer Sperre
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Was würden Sie an Süds Stelle reizen?
Folgende Möglichkeiten fallen mir auf Anhieb ein:
- Passen – Für Passe ist man natürlich viel zu stark. Wenn Sie mit einer solchen Hand passen, kommen Sie nach einer gegnerischen Sperre nie in die Reizung.
- 3 NT – Dafür fehlt der ♥ Stopper.
- 4♦ – Zum einen ist man dazu zu stark. Zum anderen gibt es einige Paare, die an dieser Stelle eine Konvention namens non leaping Michaels spielen (s.u.). Außerdem kann man nach einem 4♦ Gebot nicht mehr 3 SA spielen. Es ist ja gut möglich, dass Partner einen ♥ Stopper hat.
- 5♦ – Zum einen können leicht 6♦ oder sogar 7♦ gehen. Es ist für Partner sehr schwer zu erkennen, wann er die optimalen Karten für einen Schlemm hat. Zum anderen ist 5♦ im Paarturnier ungünstig. Falls 3NT gehen oder man einen Pikfit hat, wird 5♦ selten zu einem guten Ergebnis führen.
- Deshalb ist Kontra eindeutig das flexibelste Gebot, auch wenn man selber nur einen 3er Pik hat. Dies kann zwar dazu führen kann, dass man im 4-3 Fit spielt. Das muss aber vor allem dann kein Beinbruch sein, wenn man mit der 3er Farbe das ein oder andere Mal schnappen kann, was hier der Fall wäre. Ein 4-3 Fit würde sich deutlich schlechter spielen, wenn die Hand mit dem 4er Trumpf in Gegners Farbe kurz ist und man dadurch gezwungen wird, mit der 4er Trumpf zu stechen. Hier ist aber die Hand mit dem 3er Trumpf kurz in Gegners Farbe. Insofern könnte sich ein Pikkontrakt auch gut spielen, selbst wenn man nur einen 4-3 Fit hat. Allerdings erfordert das erfolgreiche Abspiel von 4-3 Fits etwas Erfahrung, wobei es natürlich auch möglich ist, dass Partner ein 5er ♠ hat.
Schauen wir uns die Weiterreizung an:
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♥
Was würden Sie an Nords Stelle reizen?
Meine Erfahrung ist, dass die meisten Spieler mit einem 4er Pik jetzt nur 2 Gebote kennen:
- 3♠ oder 4♠.
Wenn man 3♠ bietet mit allen Händen unterhalb von Eröffnungsstärke, dann weiß Partner nie, wann er heben soll und wann nicht. Die Spanne für das 3♠ ist einfach zu groß. Wenn man deshalb auch schon mit Händen ab 9 oder 10 Punkten 4♠ bietet, dann ist die Punktspanne für das 4♠ Gebot sehr groß und Partner weiß nie, wann er einen Schlemmversuch machen soll.
Deshalb spielen viele Paare sinnvollerweise, dass man auf das Kontra mit eigentlich einladenden Händen 4♠ bietet und mit partieforcierenden Händen den Gegner überruft.
Klar, kann das sein, dass man mit einladenden Händen jetzt zu hoch kommt. Aber das ist ja auch der Sinn einer Sperre: Den Gegner zum Raten zwingen. Insofern sollten Sie mit der Nordhand 4♠ bieten.
Was soll darauf Süd bieten? Klicken Sie auf Next, um zu der Stelle zu kommen, an der Süd bieten muss.
Hätte Süd etwas weniger Punkte, sollte man 4♠ jetzt passen, auch auf die Gefahr hin, dass man im 4-3 Fit gelandet ist. Wenn man erfüllt, wird man sicher ein besseres Resultat erzielen als in 5♦. Außerdem kann Partner ja auch ein 5er Pik haben und dann ist man definitiv im richtigen Kontrakt.
Aktuell hat man aber ja ein viel besseres Blatt, als man durch das Kontra versprochen hat. Nachdem Partner so rund 10 oder 11 Punkte gezeigt hat, hat man eigentlich genug Punkte für einen Schlemm. Allerdings weiß man nicht, welchen Schlemm man anstreben soll. Hat Partner lange Piks, dann sollte man 6♠ erreichen, ansonsten 6♦.Wie kann man das raus bekommen?
Wenn man Schlemm spielen möchte, aber nicht weiß in welcher Farbe, dann spielen viele Spieler durch den Sprung nach 5NT eine Konvention namens Pick a Slam und signalisieren damit, dass man mind. 2 Farben zur Auswahl hat, die in Anbetracht der bisherigen Reizung als Trumpffarbe in Frage kommen. Insofern schließt 5NT Pik als Trumpffarbe nicht aus, gibt den Partner aber die Wahl, ob nicht eine andere Farbe besser als Trumpf geeignet wäre. Aktuell würde Nord darauf 6♦ bieten, so dass Nord-Süd in einen exzellenten Schlemm kommen, der sich problemlos spielen lässt. Probieren Sie es aus, indem Sie auf Play klicken.
Was hätte Nord geboten, wenn er kein 4er oder 5er ♦ hätte?
- 6♣ mit einem 4er oder 5 ♣. Auf ein solches Gebot hätte Süd natürlich 6♦ geboten, um die langen Karos zu zeigen.
- 6♠ mit einem 5 ♠
- 6 SA mit ♥ Stopper.
Wenn Nord nichts von allem hat, muss Nord improvisieren und als geringstes Übel vermutlich 6♠ bieten.
So weit die Theorie. In der Praxis hat Süd 5♦ auf Wests geboten, was zum Endkontrakt wurde. Die Reizung ging also:
3♥-p –p – 5♦
alle passen
Natürlich hat der Partner mit dem sehr guten Karoanschluss überlegt, ob er nach 5♦ noch 6♦ bieten soll. In Anbetracht der asslosen Hand ist das aber sehr schwierig.
Was für 6♦ spricht, sind die eigenen ♥ Werte.
Diese lassen vermuten, dass 3SA ein guter Kontrakt sein kann. Daraus folgt, dass 5♦ vermutlich sowieso kein so guter Score ist. Insofern kann man mit einem 6♦ Gebot meist mehr gewinnen als verlieren. Immer dann, wenn man in 5UF ist und glaubt, dass man lieber 3SA hätte spielen sollen, ist es sinnvoll, über 6UF nachzudenken. Wenn man in dem Schlemm fallen sollte, bekommt man statt eines 10 oder 20% Scores jetzt einen 0% Score. Der Verlust hält sich in Grenzen. Wenn 6UF aber doch geht, hat man den Score signifikant verbessert.
Exkurs: Leaping und non leaping Michaels
Irgendwann hat man festgestellt, dass nach einer gegnerischen Sperre auf 2er Stufe der Sprung nach 4♣ oder 4♦ wenig Sinn ergibt, vor allem weil man sich damit oberhalb von 3NT befindet. Daraufhin ist eine Konvention namens Leaping Michaels (leaping=springen) entstanden. 4♣ zeigt dabei einen starken 2-Färber mit Treffs und einer ungereizten Oberfarbe, 4♦ zeigt einen starken 2-Färber mit Karos und einer ungereizten Oberfarbe.
Ein wenig mehr Sinn macht es, 4♣ oder 4♦ natürlich zu reizen, wenn der Gegner auf 3er Stufe sperrt. Aber auch hier ist es meist besser, dass auf 3er Stufen-Sperren 4♣ oder 4♦ starke 2 Färber mit ♣ oder ♦ und einer ungereizten Oberfarbe zeigen. Da man hierfür nicht in 4er UF springen muss, heißt diese Konvention dementsprechend non leaping Michaels. Non leaping Michaels ist allerdings eine gefährliche Konvention, weil häufig einer von beiden Partnern die Konvention vergisst. Bei leaping Michaels passiert das nicht so oft, weil der Sprung nach 4UF so auffällig ist, dass dies kaum mit einer natürlichen Reizung verwechselt werden kann.