A kind of magic
A Tribute to Queen, die sich im April vor genau 52 Jahren gegründet haben
Siegfried & Roy, David Copperfield, Ehrlich Brothers – Magier füllen ganze Säle. Und egal, ob sie Tiger, Freiheitsstatuen oder Motorräder verschwinden lassen – es ist immer wieder beeindruckend. Angefangen haben die meisten Magier mit Kartentricks. Auch Bridge kann eine Form von Magie sein. Die Magie des Bridge Spielens ist es, die Karten der Gegner und des Partners zu erkennen, wo andere nur die Rückseite der Karten sehen. Während das Rüstzeug des Magiers Fingerfertigkeit, Psychologie und Ablenkung ist, nutzt der Bridge Magier Markierung, Reizung und Spielablauf für seine Erkenntnisse. Psychologie und Ablenkung können aber genauso zum Einsatz kommen. Ein Bridge Magier sagt I want it all. Je besser er die kompletten Hände rekonstruieren kann, umso erfolgreicher ist er in seinem Schaffen.
Die folgende Hand wurde im Online Teamturnier am 16.03.2022 gespielt. Klicken Sie auf Next, um sich die bisherige Reizung anzuschauen:
Another One Bites The Dust
Süd hat sein 4er Pik trotz 4333 Verteilung und sehr schlechter Trumpfqualität genannt. Das ist sicherlich Stilsache. Es gibt Spieler, die mit Süds Hand 1SA geboten hätten. Das 2 Treff Gebot von Nord ist in dem verwendeten System forcing, worauf Süd auf 2 Karo ausbessert, was so ungefähr 6-9 Punkte zeigt. Nords 2SA Gebot ist einladend. Mit 9 Punkten und der maximal ausgeglichenen Hand nimmt Süd die Einladung an. Aber ist das wirklich so schlau? Ist man nicht selber derjenige, der gerade ins Gras beißt?
One Vision
Kommen wir zur Magie. Schauen wir doch durch Nords Karten. Was hat Nord in der Reizung bisher gezeigt?
- Nord hat weder mit dem ersten noch mit dem zweiten Gebot SA gereizt. Insofern wird Nord unausgeglichen sein und demzufolge irgendwo eine Kürze haben.
- Nord hat i.d.R. 5 Karten in Karo und mind. 4 Karten in Treff gezeigt. Dazu hat Nord sicherlich einen Coeur Stopper.
Frage: In welcher Farbe wird Nord vermutlich die Kürze haben?
Under Pressure
Die obige Frage ist sicherlich nicht schwer zu beantworten. Sehr vieles spricht dafür, dass die Kürze in Pik ist.
Und wenn die Kürze in Pik ist, möchte Süd dann wirklich 3SA spielen?
Auch diese Frage ist sehr einfach zu beantworten: Die Stopper Situation in Pik ist eher bescheiden. Man kann natürlich darauf hoffen, dass der Gegner nicht mit Pik rauskommt. Der Vorteil des 1 Pik Gebots mit einer so schlechten Farbe ist, dass dieses häufig ein Ausspiel in der Farbe verhindert. Wenn man dann 9 Stiche von oben hat, kann man sagen, Thank God it´s Cristmas und zum nächsten Board gehen. Sollte aber Partner 8 oder weniger Stiche haben und nochmal aussteigen, können die Gegner You´re my best Friend rufen und auf Pik drehen. Schließlich habe sie ja auch die Reizung gehört und sehen die bescheidenen Piks am Tisch.
Insofern sollte sich Süd den Druck stellen und eine bessere Alternative zum 3SA Gebot suchen.
Heaven for Everyone
Alternativen zu einem 3SA Gebot sind sicherlich nur Karo Gebote. Hier stellt sich die Frage, auf welcher Stufe man Karo spielen möchte. Man hat mit 9 Punkten zwar Maximum. Aber um 5 Karo zu erfüllen, braucht man ja 11 Stiche. Außerdem hat man mit 4333 nun wirklich keine tolle Verteilung.
Ist das wirklich so?
Auch hier sollte man die Magie nochmal zu Wort kommen lassen. Wir haben doch eben herbei gezaubert, dass Partner eine Kürze in Pik hat. Insofern werden die Gegner mit vielen Punkten in Pik nur maximal einen Stich machen. Umgekehrt wird Partner sehr viele Punkte in den Restfarben haben. Da werden die 9 Punkte, die Süd außerhalb von Pik hat, Wunder bewirken. Insofern ist es kein Wunder, dass 5Karo ein exzellenter Kontrakt ist:
The show must go on
In Wirklichkeit saß auf Süd kein Bridge Magier sondern der Autor selber. Und in Wirklichkeit hat der Autor erst über die Sinnhaftigkeit des 3Sa Gebots nachgedacht, als dieses schon auf dem Tisch lag. Insofern musste Partner 3SA spielen, in der normalerweise Coeur ausgespielt wird.
Der beste Weg zum Erfolg ist es, suboptimale Kontrakte zu vermeiden. Das hat schon mal nicht geklappt. Der beste Weg zum Misserfolg ist es, optimalen Kontrakten nach zu weinen. Wenigstens das sollte man vermeiden. Wenn man selber schlecht reizt, dann muss Partner halt gut spielen. Nach Coeur Angriff hat Partner leider nur 8 Stiche. Der beste Weg ist es, sich einen Stich zu ergaunern, bevor die Gegner merken, was los ist. Dieser Stich kann natürlich nur in Treff erfolgen. Und hier kommt ein weiteres Talent des Bridge Magiers zum Einsatz: Die Täuschung.
The Miracle
Nord gewinnt das Ausspiel und legt den Treff Buben vor. Aus Sicht von Ost sieht es so aus, als wenn Nord den Buben laufen lassen wird und dieser an Wests Dame verlieren wird. Dass Nord selber die Treff Dame hat, kann Ost nur sehr schwer erahnen. Insofern ist es kein Wunder, dass Ost das Ass verduckt hat, wodurch Partner die 3SA doch erfüllen konnte.
We will rock you
Um die Gegner am Bridge Tisch zu rocken, muss man nicht nur in der Reizung oder als Alleinspieler ein Bridge Magier sein. Ein Bridge Magier betrachtet auch im Gegenspiel nicht nur die Rückseite der Karten. Auch im Gegenspiel sollte a kind of magic zum Einsatz kommen. Ein wichtiges Hilfsmittel ist sich zu überlegen, wie viele Stiche der Alleinspieler vermutlich hat.
You don´t fool me
Sollte in einem SA Kontrakt der Alleinspieler nicht mit dem Entwickeln der längsten Farbe beginnen, bedeutet es meist, dass hier nichts zu entwickeln ist. Insofern sollte ein magischer Gegenspieler im aktuellen Fall damit rechnen, dass der Alleinspieler mind. 5 Karo Stiche sicher hat. Der erste Stich in Coeur, in dem West nur die Coeur 6 gelegt hat, deutet darauf hin, dass Nord den König und den Buben hat, so dass der Alleinspieler auf mind. 3 Coeurstiche kommt. Deshalb kann jeder Treff Stich, den der Alleinspieler macht, genau der Stich sein, der zum Erfüllen reicht. Ost sollte also zu mindestens darüber nachdenken, sich von Nords Täuschungsmanöver nicht zum Narren halten zu lassen und das Treff Ass sofort einzusetzen, um anschließend auf Pik zu drehen.
East/West are the Champions
Sollte Ost diese Überlegungen anstellen und beim Nachspielen der Piks eine Blockade verhindert werden, können sich Ost/West zurecht als Champions bezeichnen.