4er Farbe am Dummy stechen

Die folgende Hand stammt vom Online Turnier am 23.11.2020

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Zur Reizung: 

  • Viele würden mit der Nordhand 1♠ statt 1SA bieten. Beides hat seine Vor- und Nachteile. Wenn man 1♠ bietet, verpasst man nicht den ♠-Fit. Dafür beschreibt es aber die Verteilung nicht gut. Wenn man mit ausgeglichenen Händen ohne erkennbaren Fit immer SA rebidded (sofern man nicht schon SA eröffnet hat),  kann der Partner immer sehr gut einschätzen, wie der eigene Blatttyp aussieht. So weiß Partner z.B. auch, dass ein 1♠ Gebot statt 1 NT neben dem 4er ♠ eine unausgeglichene Verteilung und damit lange Treffs beschreibt. Wenn man das so spielt, braucht man aber Reizmöglichkeiten, um das 4er ♠ im weiteren Bietverlauf zu erfragen. Das funktioniert eigentlich ganz gut, solange der Partner des Eröffners mind. einladend ist. Wenn er schwächer ist, kann es passieren, dass man einen eventuellen ♠-Fit verpasst und man 1SA spielt.
  • Das 2 ist „neue Unterfarbe forcing“. Ob man diese Konvention spielt oder Checkback Stayman, ist Geschmackssache. Beide Konventionen sind relativ vergleichbar.
  • Wenn das 1SA Gebot ein 4er ♠ beinhalten kann, sollte man als Antwort auf „neue Unterfarbe forcing“ das Zeigen des 4er ♠ Priorität vor dem 3er haben, da ein möglicher 4-4 Fit sich meist besser spielt als ein 5-3 Fit. Den Fit findet man noch im weiteren Reizverlauf, sofern man keinen ♠-Fit hat.
  • Das 2 SA Gebot zeigt, dass man keinen ♠-Fit. Daraus folgt, dass ein 5er vorhanden ist, da ansonsten kein Grund bestehen würde, warum man „neue Unterfarbe forcing“ gereizt hätte.
  • Mit 13P und guten Figuren hat man von den Punkten Maximum. Dafür ist die Verteilung schlecht. 3 statt 4 ist im Paarturnier sicher eine Alternative.

Nach der oben beschriebenen Reizung ist man in einem engen Vollspiel gelandet. Nach dem Ausspiel hat man

  • zwei  Verlierer in ♠
  • meist keinen Verlierer in , außer West hat den vierten Buben
  • einen Verlierer in
  • einen Verlierer in ♣

Ein Verlierer in ♠ kann vermieden werden, wenn West das ♠ hat.  In ♣ hat man keinen Verlierer, wenn die ♣ 3-3 stehen.

Insofern könnte man die Trümpfe ziehen und hoffen, dass die Treffs oder die Piks freundlich stehen. Es gibt aber noch eine weitere Zusatzchance: Wir haben alle schon im Anfängerunterricht gelernt, dass man meist einen zusätzlichen Stich macht, wenn man mit der kurzen Trumpfseite sticht. Nicht alles, was man in jungen Jahren gelernt hat, lässt sich auf die Praxis anwenden. Evtl. war man im Anfängerunterricht auch gar nicht so jung. Aber das Prinzip, mit der kurzen Trumpffarbe zu stechen, hat sich doch bewährt. Warum sollte man es nicht auch hier versuchen? Man hat doch in der kurzen Trumpffarbe nur ein 3er Treff. Warum nicht das vierte Treff stechen?
Ein Problem ist natürlich, dass die Farben im Bridge dazu tendieren, nur aus 13 Karten zu bestehen. Wenn man 3 Runden ♣ spielt und die Treffs nicht 3-3 stehen, kann einer der Gegner stechen. Und wenn sie 3-3 stehen, braucht man das Manöver gar nicht. Insofern scheint die Idee, das vierte ♣ zu stechen, nicht so gut zu sein. Wie sieht es aber aus, wenn man erstmal zwei Runden Trumpf spielt und sich dann den Treffs zuwendet? der Vorteil ist, dass dann nur noch ein Gegner einen Trumpf besitzt.
Bevor ich so was mache, besinne ich mich wiederum auf das, was ich in jungen Jahren gelernt hab und schmeiße die „Was passiert dann Maschine an“: https://www.youtube.com/watch?v=cog2a3YeDMM
Insofern eifere ich meinem Idol Kermit auf dem Video oben nach und überlege mir genauso erfolgreich oder erfolglos, was jeweils geschehen kann. Im Prinzip gibt es drei Fälle, die unterschieden werden müssen:

  1. Die Treffs stehen 3-3. Dann spiele ich die 3 Runden Treff, ziehe den letzten Trumpf. Insofern mache ich genauso viele Stiche, als wenn ich erst drei Runden Trumpf gezogen und anschließend ♣ gespielt hätte.
  2. Die Treffs stehen 4-2. Wenn derjenige mit dem 2er Treff den letzten Trumpf hat,  wird der Spieler sicher in der dritten Treffrunde meine Figur stechen. Jetzt sieht es zunächst so aus, als wenn ich durch mein „Super-Manöver“ einen Stich weniger mache als alle anderen. Im Gegensatz zu Kermit fliegt mir aber nicht das Radio weg. Ich kann mir den Stich wiederholen: Der Dummy hat ja noch einen Trumpf und kann kann die vierte Treffrunde stechen. Insofern mache ich genauso viele Stiche, als wenn ich erst drei Runden Trumpf gezogen und anschließend ♣ gespielt hätte. Voraussetzung ist aber, dass die Trümpfe 3-2 stehen. Wenn sie 4-1 stehen, könnte man mir den letzten Trumpf am Dummy wegspielen. Ich sehe aber ja schon vorher, ob der Luftballon im Kasten klemmt, da ich vorab 2 Runden Trumpf gezogen hab. Sollten die Trümpfe 4-2 stehen, würde ich die Spieltechnik nicht anwenden.
  3. Die Treffs stehen 4-2. Wenn derjenige mit dem 4er Treff den letzten Trumpf hat, kann ich in Ruhe die dritte Treffrunde spielen und anschließend das vierte Treff stechen. Daraufhin gehe ich zurück in die Hand, indem ich ein Karo steche und ziehe den letzten Trumpf. Wenn der Fall eintritt, mache ich einen stich mehr als wenn ich erst drei Runden Trumpf gespielt hätte.

Fazit: Die Spieltechnik bringt nicht immer einen Stich mehr. Aber das ist bei anderen Spieltechniken auch nicht anders. Ein Schnitt bringt auch nur zu 50% einen zusätzlichen Stich. Hier werden wir genau dann belohnt, wenn der Spieler mit dem 3er Trumpf ein vierer ♣ hat.

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