Hand des Monats 2021-09: Wechselbad der Gefühle

Am 9. und 10. Oktober spielten die beiden ersten Mannschaften von Nürnberg Museum beide um den Aufstieg, das 1. Team in der 2. Bundesliga und das 2. Team in der Aufstiegsrunde. Beide Teams haben es knapp nicht geschafft. Wie knapp es bei uns war, erfahren Sie hier.

In der Aufstiegsrunde spielten insgesamt 13 Teams, die jeweils 7 Boards gegeneinander spielten. Die ersten 6 Teams steigen in die 3. Bundesliga auf. Unser Team hat gut angefangen und war nach 3 Runden auf dem 2. Platz. Danach kamen vor dem Abendessen leider zwei sehr schlechte Runden, aus dem das Board des Monats stammt. Durch diesen beiden Runden fielen wir auf Platz 10 zurück und kämpften uns dann bis Sonntag Nachmittag wieder in den Aufstiegsrängen zurück. Vor der letzten Runde waren wir dann gerade auf Platz 6…

Gerade die Runden vor dem Abendessen am Samstag waren wir nicht besonders vom guten Lauf verfolgt, wie das folgende Board zeigt.

Drücken Sie auf „Next“ um Ausspiel und Dummy zu sehen.

Erklärung der Reizung

Da unsere 1SA-Eröffnung 11-14 F zeigt, eröffnen wir mit einer SA-Verteilung und 15-17 F eins in Farbe. Nachteil dieser Verabredung ist, dass sehr leicht die schwache Hand zum Alleinspieler wird. Um dies zu verhindern, spielen wir Transfers auf eine 1♣-Eröffnung. Insofern zeigt die Antwort 1♥ bei uns ♠.

Das ist für dieses Board allerdings egal. Was entscheidend war, ist die Wahl des 2. Gebots des Eröffners. Mit 15 F ist man zu schwach für einen Reverse, also hat man die Wahl zwischen 2♣ und 1SA. Ich habe 1SA gewählt, weil ich alle Farben außer ♠ stoppe und es meine Stärke gut beschreibt.

Tipp: Wenn Sie starken SA spielen, ist es häufig gut, mit 2=4=5=2 Verteilung oder mit 2=4=2=5 Verteilung 1SA zu eröffnen, wenn Sie zu schwach für eine Reversereizung sind. Diese Hand wäre ein Beispiel.

Wie stehen Ihre Chancen?

3SA sieht vielversprechend aus, wie man es erwartet mit einer guten Treff-Farbe und 25 gemeinsamen Punkten. Man hat vermutlich 5 Stiche in Treff und 2 sichere Stiche in Karo, fehlen in den Oberfarben nur noch zwei. Wenn man in Coeur das Ass abgibt, hat man den 8. Stich sicher. Fehlt also nur noch eins

Wo könnte der 9. Stich herkommen?

Es gibt sogar drei Möglichkeiten, den 9. Stich zu gewinnen.

* West hat vermutlich von der Karolänge ausgespielt. Es gibt einige Kombinationen, in dem West jetzt beim Ausspiel einen Stich geschenkt hat.
* Wenn Ost ♥A hat, können wir durch einen wiederholten Expass dort zwei Stiche machen.
* In ♠ könnten wir, mit genügend Zeit, immer einen Stich entwickeln, in dem wir ♠A und Dame abgeben. Schneller geht es nur mit richtigem Raten.

Was sagt uns das Ausspiel?
Das Ausspiel war die Vierthöchste. Über den 11er Regel erfahren wir, dass Ost 3 Karten über der 3 hat (nicht so viel Information). Wichtiger noch: Es fehlt noch eine Karte unter der 3. West könnte sie haben und von einer 5er Länge ausgespielt haben oder die Farbe steht 4-4 wenn Ost ♦2 hat.

Welche Karte spielen wir im Dummy?

Die ♦10 ist dann gut, wenn West von ♦DBxx(x) ausgespielt hat. Gar nicht mal so unwahrscheinlich.

Die ♦7 ist aber auch nicht zu unterschätzen! Sollte West die 9 und die 8 haben, zwingt die 7 von Ost eine Figur. Hat Ost beispielsweise ♦B64 und West also von ♦D9832 ausgespielt, zwingt die 7 den Buben, und wir können die Dame in der nächsten Runde rausschneiden. Hat West aber gar keine Figur, hilft auch die 7 nicht, so dass schließlich die 10 besser ist. Wäre die 7 aber eine 8 gewesen, lohnt es sich, weiter darüber nachzudenken.

Sie spielen die ♦ zur Bube und Ass. Ducken bringt noch nichts, wenn die Karos aber 5-3 stehen, kann man in der nächsten Karorunde einmal ducken, um die Kommunikation zu zerstören. Als nächstes testen wir die Treffs. Auf Treff König legt West die ♣10.

Wie schätzen wir die Situation ein?

Freiwillig die 10 zu legen, ist für West keine gute Idee. Vermutlich ist es ein Single, was außerdem dafür spricht, dass West die ♦2 und damit ein 5er Karo hat. Das bedeutet aber, dass wir einen Eingang zum Tisch brauchen, um Treff zu schneiden.

Wie soll es weiter gehen?
Der Gegner wird vermutlich immer Karo weiterspielen. Unter diese Annahme können wir auch das Treff Ass dafür verwenden, den Coeur Expass zu spielen. Wenn der Coeur Expass allerdings verliert und der Gegner Karo klärt, müssen wir hoffen, dass Ost ♠A und West ♠D hat.

Wir spielen also ♠B und stellen leider fest, dass die ganze Hand wie folgt steht:

Interessant ist auch das Gegenspiel. Nachdem West die ♦2 zurückspielt, muss Ost die ♦D entblockieren, wenn der Alleinspieler mit ♦K steigt. Woran kann Ost das sehen? Durch die ♦2 zeigt West eine 5er Länge. Daraus folgt, dass Süd sein letztes Karo in diesem Stich dazugeben wird. Insofern ist die ♦D nicht nur nutzlos, sondern führt auch noch dazu, dass die Karos blockieren.

Außerdem wäre die vorher korrekterweise abgelehnte ♦7 erfolgreich gewesen. Das ist der Grund, wieso Double Dummy 3SA immer erfüllt werden kann.

Am anderen Tisch wurde leider etwas überraschend 3SA von Nord gespielt. Von der Seite droht kein Karoausspiel, und somit wurde der Kontrakt locker erfüllt. Wenn Süd nicht 1SA 15-17 eröffnet (was ich gemacht hätte, aufgrund des Rebidsproblems) könnte es gehen:

1♣ – 1♠ – 2♣ – 3♣ – 3♥ – 3SA

Auf keinem Fall darf Nord auf 2♣ schon 2SA reizen, weil das 11 – 12 F zeigt und 10 F mit dazu noch 4333 deutlich zu wenig ist.

Auch in der letzten Runde hatten wir ein entscheidendes Board, was schlecht für uns ausgegangen ist. Dennoch konnten wir im Live Ticker sehen, dass wir zunächst auf dem erlösenden 6. Platz lagen. An einem entscheidenden Tisch wurde allerdings noch das letzte Boards gespielt, und Leipzig lag mit einem Board zum Spielen nur 0,13 SP hinter uns. Hätte das Board kein Umsatz gebracht, würde es doch noch reichen…

Leider holte Leipzig im allerletzten Board noch genau ein (!) IMP und zog damit praktisch in der Nachspielzeit an uns vorbei. Manchmal ist Bridge ein grausames Spiel…