Eight ever – 9 never ?!?!? 

Eight ever – 9 never – Diesen Spruch kennen vermutlich die meisten Bridgespieler. Er bedeutet, dass man im 8 Kartenfit bei fehlender Dame lieber schneiden soll und im 9 Kartenfit lieber schlagen soll. Wenn man also z.B. AKBxx gegenüber xxx hat, sollte man lieber zum Buben schneiden, wenn man AKBxxx gegenüber xxx hat, lieber AK schlagen. So jedenfalls die Empfehlung.
Untermauert wird das auch von den zugrundeliegenden Wahrscheinlichkeiten. Ein Schnitt hat an sich 50% Erfolgschance, egal ob man im 8 Kartenfit ist oder im 9 Kartenfit. Etwas verbessert sich die Chance noch, wenn man vor dem Schnitt das Ass schlägt, um auch bei einer Single Dame Erfolg zu haben. Etwas verschlechtert sich die Chance, wenn die 10 fehlt, und man auch bei sitzendem Schnitt einen Stich an die vierte Dame verliert.
Schlägt man im 8 Kartenfit AK, hat das eine Erfolgschance von 31%, ist also einiges schlechter als der Schnitt. Schlägt man im 9-Kartenfit AK, hat man Erfolg, wenn die Dame Double oder Single ist. Diese Wahrscheinlichkeit beträgt 52%. Insofern ist im 9 Kartenfit das Schlagen minimal besser als das Schneiden.
Insofern ist der Spruch „8 ever – 9 never“ grundsätzlich erstmal nicht verkehrt.

Allerdings sollte man eine Spieltechnik niemals isoliert auf eine Farbe konzentrieren, sondern immer im Kontext zur Reizung und zur Verteilung sehen. Wenn z.B. durch die Reizung klar ist, wer die Dame hat, dann sollte man das beim Abspiel natürlich berücksichtigen. Des Weiteren liegen im 9-Kartenfit die Erfolgschancen für das Schneiden und Schlagen so dicht
beieinander, dass andere Faktoren die beste Spielweise umkehren.

Hat ein Spieler durch Reizung (z.B. Sperreröffnung) oder Ausspiel eine Länge oder Kürze gezeigt, dann sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass die betrachtete Farbe 2-2 steht, so dass dann das Schneiden oft die bessere Spielweise ist. Des Weiteren sollte man sich immer überlegen, was passiert, wenn man die Dame nicht findet.
Sprich: Ob man schlagen oder schneiden soll, hängt also von folgenden beiden Punkten ab:

  1. Gibt es Faktoren aus Reizung, Ausspiel, bisherigem Abspiel, … die Schlagen oder Schneiden attraktiver machen?
  2.  Sind die Auswirkungen beim Schlagen oder Schneiden unterschiedlich, wenn ich die Dame nicht finde?

Um die Auswirkungen zu untersuchen, sollte man folgende Überlegungen anstellen:

  1.  Gibt es einen gefährlichen Gegner, der auf keinen Fall an den Stich kommen darf?
  2. Wenn der Schnitt schief geht, dann kommt der Gegner frühzeitig an den Stich. Das könnte z.B. in einem Trumpfkontrakt ungünstig sein, wenn
    1. Schnapper drohen
    2.  man noch Karten auf eine andere Farbe abschmeißen muss, bevor man an den Gegner aussteigt
    3. man noch eine Plan B hätte, falls man die Dame nicht findet (z.B. eine 2. lange Farbe im NT Kontrakt)

Mit Betätigen von Play können Sie das Board selber durchspielen, indem Sie anschließend auf die Karten klicken, die Sie spielen wollen.

Merke:

  • Die beste Spielweise hängt nicht immer nur isoliert von einer Farbe ab. Man muss diese Farbe immer im Kontext zur Reizung, Ausspiel und bisherigem Abspiel sehen.
  • Oft gibt es einen gefährlichen Gegner, an den man nicht aussteigen darf. Dies sollte man bei der Wahl der Spielweise berücksichtigen.
  • Oft macht es einen Unterschied, ob man in einer Farbe frühzeitig oder später aussteigt. Auch dies sollte man bei der Wahl der Spielweise berücksichtigen.
  • Im 9-Kartenfit ist es fast gleich gut, zu schlagen oder zu schneiden. Welche Spielweise man wählt, sollte definitiv von den obigen Faktoren abhängen.
  • Im 8-Kartenfit ist der Schnitt deutlich besser. Trotzdem sollte man die obigen Faktoren nicht immer außer acht lassen.

Deshalb: Bei 8 den Stich zum Schnittchen lenken, bei 9 alles gründlich überdenken.
oder 8 Finesse – 9 Raffinesse