Hand des Monats 2021-04: Von Gabeln und Enten

Der Erzbischof von Canterbury John Morton  führte im 15. Jahrhundert folgendes Steuerprinzip ein:

Menschen mit bescheidenem Ausgabenstil können höher besteuert werden, da sie ja durch ihren Lebensstil Geld sparen. Menschen mit hohen Ausgaben scheinen dagegen genug Geld zu haben, weshalb sie auch entsprechend mehr Steuern zahlen können.

Das daraus resultierende Dilemma wird auch als Morton´s Fork bezeichnet. So wie Mortons Gabel die damaligen Menschen vor nicht akzeptable Alternativen stellte, so wird auch im Bridge mit Morton´s Fork eine Spieltechnik bezeichnet, bei der ein Gegenspieler die Wahl zwischen Pest und Cholera, bzw. HSV und Schalke (Bremer  Sprichwort) hat. Während allerdings Mortons Steuerpolitik einen menschenverachtenden Charakter hatte, so lässt die gleichnamige Spieltechnik das Herz eines Bridgespielers höher schlagen und weist eine Eleganz auf, die sicher auch hartgesottene Fans den obigen beiden Vereinen seit geraumer Zeit, bzw. seit jeher absprechen.

Deshalb ist es kein Wunder, dass nicht nur die Hand des Monats März 2020 dieses Thema behandelt, sondern auch die folgende Hand aus dem Teamturnier vom  12.03.2021:

An vielen Tischen wurde Ass oder ♣König ausgespielt, wodurch der Kontrakt einfach erfüllt wird. Nach ♣ Angriff hat der Alleinspieler nur noch 3 Verlierer. Und nach Angriff kann der Alleinspieler ein ♣ auf wegwerfen und eines auf . Das können Sie verfolgen, indem Sie sich im obigen Diagramm den Spielverlauf durch klicken von Next anschauen.

Nur wie spielen Sie das Board nach Trumpfangriff? Es sieht ja aus, als wenn Sie je einen Verlierer in den roten Farben haben und zwei in ♣. Können Sie dennoch erfüllen?

Eine Möglichkeit ist sicherlich, dass Sie versuchen, zweimal in ♣ zu schneiden. Theoretisch hat dieser sogenannte Doppelschnitt eine Chance von 75%. Er geht nur dann schief, wenn Nord beide Figuren hat wie im aktuellen Fall. Nachdem Nord aber 2 gereizt hat, ist es nicht so verwunderlich, dass Nord fast alle Figuren hat, unter anderem auch die wichtigen Figuren in ♣.

Nun kann man natürlich jammern, dass Nord erfolgreich ausgespielt hat und dass die Karten schlecht sitzen, man kann aber versuchen, ob man nicht trotzdem erfüllen kann.

Deshalb die Frage: Sehen Sie nach Trumpfangriff auch bei der aktuellen Kartenverteilung einen Gewinnweg?

Das Ausspiel sollten Sie auf West gewinnen und ein kleines spielen. Sollte Nord nicht das Ass einsetzen, haben Sie jetzt schon erfüllt und geben nur ein und zwei ♣ Stiche ab. Und selbst wenn Nord das Ass nimmt und auf oder ♣ wechselt, erfüllen Sie. Allein schon durch das kleine muss der Gegner zwei Dinge richtig machen. Je mehr Gelegenheiten Sie dem Gegner geben, Fehler zu machen, umso erfolgreicher werden Sie auf Dauer spielen. Hier können Sie aber auch erfüllen, wenn Nord mit dem Ass gewinnt und fortsetzt. Es ist allerdings deutlich schwieriger.

Die wichtige Frage dabei ist: Spielen Sie auf Ost den König oder nicht?

Klicken Sie im folgenden Diagramm so lange auf Next, bis Sie den dritten Stich erreichen.

Hier ist es ganz wichtig, dass Sie klein bleiben, da Sie zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht wissen, ob Sie auf den König ein oder ein ♣ wegwerfen sollen.  Insofern stechen Sie und kommen zur nächsten Schlüsselstelle im darauffolgenden Stiche. Spielen Sie hier ein kleines aus der Hand. Jetzt haben Sie genau die Position erreicht, in der Mortons Gabel zusticht. Wenn Nord klein bleibt, gewinnen Sie den Stich mit der Dame und schmeißen auf den König das verbliebene Karo weg. Wenn Nord also einen Stich mit dem Ass machen möchte, muss er oder sie das Ass jetzt einsetzen. Allerdings bekommt die Alleinspielerin dadurch zwei Stiche und muss nur noch einen ♣ Stich abgeben. Diesen Spielverlauf können Sie sich im Diagramm anschauen.

Nord hat also die Wahl, entweder auf einen eigenen Stich zu verzichten oder dem Gegner einen zusätzlichen Stich zu schenken. Nord hat also die Wahl zwischen Pest und Cholera oder  zwischen zwei Vereinen, die teilweise noch länger auf einen Erfolg warten als der Club (Für nicht Franken: Der Club ist ein Fußballverein aus Nürnberg, der in einem vergangenen Jahrtausend sogar lange Zeit Rekordmeister war, inzwischen aber sogar vom grünweißen Nachbarn übertroffen wird.) 

Mortons Gabel hat also zugestochen.

Was macht die Alleinspielerin aber, wenn Süd das Ass hat?

Theoretisch hätte die Alleinspielerin genauso Mortons Gabel einsetzen können, indem sie ein kleines von Ost gespielt hätte. Dann hätte Süd die gleiche unattraktive Wahl gehabt wie jetzt Nord. Das wird man als Alleinspieler aber kaum finden. Nach dem 2 Gebot von Nord ist das Ass schließlich viel wahrscheinlicher bei Nord als bei Süd. Nichts desto trotz kann West darauf hoffen, dass Nord nur eine ♣ Figur hat. In dem Fall gibt die Alleinspielerin nur einen ♣ Stich ab, wie z.B. im obigen Diagramm zu sehen ist.

Interessant ist auch, wenn die Verteilung wie folgt aussieht:

Drücken Sie auf „Next“ um dem Spielverlauf zu folgen


Nachdem Morton´s Fork schief gegangen ist, spielt die Alleinspielerin ♠, um an den Tisch zu kommen. Dabei stellt sie fest, dass die Piks 2-2 stehen.  Jetzt zieht sie den König ab und spielt ♣ von Tisch. Nord gewinnt zwar den Stich, ist aber entgespielt. Dieses Entspiel kann man außerhalb von Franken auch mit „t“ schreiben, weil Entspiel hier nicht von „Ende“ herkommt sondern von „Ente“. Nord-Süd haben nämlich nach dem Board einiges zu beschnattern.

Haben Sie den Fehler gesehen, der in dem Board passiert ist?

Süd hätte im 5. Stich zwingend ♣ spielen müssen. Wenn Nord diesen Stich dann mit der ♣ Dame oder dem König gewinnt, kann er noch gefahrlos oder spielen, ohne einen Stich zu schenken.

In einer Gegend, in der man allerdings „den (!!) Buddha aufs Brod schmieren kann“, ist es natürlich irrelevant, ob „Endspiel“ von „Ende“ oder „Ente“ kommt. Solche Art von Rechtschreibproblemen gibt es nur außerhalb von Franken.