Kreuzrüpel oder Kreuzkrause?

(laut Google Translater)

Die folgende Hand wurde im Online Teamturnier am 11.05.2021 gespielt.

1.) Reizung
Spannend ist schon mal die Reizung. An vielen Tischen hat Süd im ersten Gebot 1♠ gereizt. In der aktuellen Hand funktioniert das wunderbar, weil man einen Pikfit hat. Was wäre aber, wenn man einen Karoschlemm spielen möchte? Dazu müsste man zum einen die Karos forcierend reizen und gleichzeitig noch, dass die Karos länger sind als die Piks. Man möchte ja nicht, dass Nord mit

einen Pikschlemm anstrebt sondern doch lieber einen Karoschlemm. Und erst recht möchte man nicht, dass 3der Endkontrakt wird. Alles das droht, wenn Süd mit 1♠ startet. Insofern führt an einem 1 Gebot in der ersten Bietrunde nichts vorbei. Die daraus resultierende Bietsequenz ist die einzige, in der die vierte gereizte Farbe natürlich ist. Wenn Süd nach einem Stopper in Pik fragen möchte, müsste Süd 2♠ statt 1♠ bieten. Auch der spätere Bietverlauf ist spannend. Da Süd keine Kontrolle in Coeur hat, ist Nord gezwungen, die Assfrage zu stellen, obwohl Süd die viel stärkere Hand hat.

2.) Loser Rechnung

In einem Farbkontrakt zählt man im allgemeinen die Verlierer der langen Trumpffarbe. Bei einem 4-4 Fit kann man sich im Prinzip aussuchen, von welcher Seite man die Verlierer zählt. Meist ist es aber einfacher, die Verlierer in der punktstärkeren Hand zu bestimmen. Süd hat:

  • 1 Verlierer in, weil nur der König fehlt.
  • satte 4 Verlierer in

An vielen Tischen wurde 2 Coeurs auf die hohen Treffs von Nord abgeworfen. Das reduziert die Anzahl an Verlierern aber nur um eins. Viel besser ist es, zwei Karos auf die Treffs wegzuschmeißen. Die anderen Karos kann man auf Nord schnappen. Aufgrund der geringen Übergänge muss dieses aber sofort passieren. Außerdem darf man natürlich nicht die Trümpfe ziehen. Ansonsten könnte man auf Nord ja keine 2 Karos verschnappen. Daraus ergibt sich folgender Spielplan:

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Dadurch, dass der König exakt zu zweit im Schnitt sitzt, kommt sogar ein Überstich heraus. In der Regel wird dieser Spielplan aber zu 12 Stichen führen, egal ob der Coeurschnitt sitzt oder nicht.

3.) Kann der Spielplan scheitern?

Wie sieht es aber aus, wenn die Verteilung wie folgt ausseht:

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Hier fällt der Kontrakt, weil

  • die Piks 4-1 stehen,
  • der Coeurschnitt nicht sitzt,
  • Ost noch mind. ein viertes Karo hat.

Es muss also einiges zusammen kommen, damit der Kontrakt fällt.

4.) Alternative

Gibt es einen alternativen Spielplan?

  • Auffallend ist, dass Nord und Süd jeweils eine Kürze haben.
  • Desweiteren sind die Trümpfe ausgesprochen gut. Die höchste Karte der Gegner ist ja eine 7.
  • Last, but not Least: Die Stiche in den Nebenfarben sind alles hohe Karten.

Alle 3 Kriterien sprechen für eine Spieltechnik namens crossruff. Und hier ergibt sich auch der merkwürdige Titel dieses Artikels. Je nachdem, ob man im Google Translater crossruff zusammen schreibt oder nicht, bekommt man Kreuzrüpel oder Kreuzkrause als Ergebnis. Nun, ich weiß nicht so genau, was ein Kreuzrüpel oder eine Kreuzkrause ist. Aber wer bin ich schon, als dass ich das Ergebnis des Translaters anzweifel? Im Bridgemagazin hab ich als Übersetzung schon mal Schnippschnapp gelesen. Allerdings ist es doch wohl viel cooler, wenn man den Kreuzrüpel oder die Kreuzkrause beherrscht als einen Schnippschnapp. Oder müsste es im Bridge Treffrüpel heißen? Ich weiß es nicht. Ich bin aber natürlich auch kein Linguist.

Kommen wir zurück zum Crossruff. Auch wenn es um einen Farbkontrakt geht: Bei einem Crossruff ist es ganz wichtig, vorher die Gewinner zu zählen.

  • In hat man einen Gewinner
  • in auch einen
  • und in ♣ sogar 3

Das macht nach Hrn. Riese (gemeint ist hier der Adam und nicht der Thomas oder die Simone, auch wenn beide goldene bzw. silberne Turnierleiter sind) 5 Verlierer.  Das bedeutet, man muss 7 Trumpfstiche machen, um den Kleinschlemm zu erfüllen. In der Hand sind sogar 8 Trumpfstiche möglich, wenn der Gegner nicht mit ♠ rauskommt. Sehen Sie selbst:

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Dieser Spielplan fällt allerdings, wenn der Gegner in der dritten Treffrunde stechen kann, die Treffs also 6-2 oder schlimmer stehen, was in ungefähr 20% der Fälle vorkommt. Dazu muss der Gegner nach dem Schnappen Trumpf spielen, wodurch sich die Anzahl der Trumpfstiche um eins reduziert. Oft zieht man im Crossruff nur so viele Stiche ab, dass man genau erfüllt, um die Gefahr von Schnappern zu reduzieren. In diesem Fall muss man aber 3 Runden Treff spielen, um die Coeurs abzuwerfen, auch wenn das Risiko besteht, dass die dritte Runde gestochen wird.

Nichts desto trotz sind beide Spielpläne sehr, sehr gut. Der Spielplan mit dem Treffrüpel erzeugt im Erfolgsfall sogar 13 Stiche und ist erste Wahl, wenn man im Großschlemm sein sollte. Welchen Spielplan man im Kleinschlemm wählen sollte, ist unklar.  Die Erfolgschance des ursprünglichen Spielplans ist zwar etwas besser als 80%. Aber im Paarturnier könnte der Überstich aber auch wertvoll sein. Wichtig im Crossruff ist aber, dass man vor dem Schnappen alle Gewinner abzieht. Denn wenn man mit dem Schnappen beginnt, werden die Gegner früher oder später abwerfen. Und dann ist es gut möglich, dass man die Gewinner nicht mehr abziehen kann.

5.) Trumpfangriff gegen Großschlemm

Wenn der Gegner Trumpf angreift, kann man nur noch 7 Trumpfstiche machen: Den aktuellen Trumpfstich und 6 Schnapper. Sollte man im Kleinschlemm sein, ist das unkritisch, da man immer noch auf 12 Stiche kommt. Im Großschlemm sieht die Sache anders aus. Im Großschlemm fehlt nach Trumpfangriff ein Stich.

Aus dem Grund ist es bei einem Crossruff ganz wichtig, die Gewinner zu zählen, bevor man mit der der Treffkrause beginnt. Sollte man wirklich im Großschlemm sein und der Gegner mit Trumpf rauskommen, was gegen einen Großschlemm in sehr vielen Fällen der beste Angriff ist, dann muss einem der fehlende Stich unbedingt auffallen, bevor man den Crossruff beginnt. In einem solchen Fall muss man sich den fehlenden Stich entwickeln vor Beginn des Crossruffs.

Woher kann dieser fehlende Stich kommen?

Die einzige Möglichkeit  liegt im Coeurschnitt. Sollte dieser schief gehen, wird der Gegner vermutlich nochmal Trumpf nachspielen, so dass man nur auf 11 Stiche kommt. Deshalb ist der Coeurschnitt in diesem Board genau dann richtig, wenn man im Großschlemm ist und der Gegner korrekterweise mit Trumpf rauskommt. Dadurch ergibt sich folgender Spielplan

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Das heißt: Wenn Sie einen Crossruff spielen wollen, gehen Sie wie folgt vor:

  • Zählen Sie unbedingt die Stiche, die Sie in den Nebenfarben machen.
  • Zählen Sie die Trumpfstiche, die Sie machen wollen und können.
  • Sollte Ihnen ein Stich fehlen, müssen Sie diesen als erstes entwickeln
  • Ziehen Sie danach die Stiche in den Nebenfarben ab und beginnen anschließend mit dem Crossruff

Sollte Ihnen das gelingen, haben Sie den Treffrüpel bezwungen.