Jede Regel hat ihre Ausnahme 

Allerdings hat die Regel, dass jede Regel ihre Ausnahme hat, keine Ausnahme. Insofern gibt es doch eine Regel, die keine Ausnahme hat.

Die folgende Hand wurde im Rahmen der BBO Liga gespielt.

Nach Partner 1♠ Eröffnung weiß Nord von einem Pikfit. Grundsätzlich ist es eine sinnvolle Regel, bei einem Oberfarbfit diesen zu bestätigen, an dieser Stelle 4♠ oder 2SA (wenn man Jacoby spielt) zu reizen und dabei die richtige Stufe auszuloten, auf der man den Kontrakt spielen möchte. Regeln sind furchtbar praktisch. Man kann sie einfach befolgen und muss nicht so was kompliziertes machen wie nachdenken. Alternativ könnte man natürlich auch die allseits bekannte „Was passiert dann Maschine“ anschmeißen und sich überlegen What happens next?. Wie unlängst Boris Johnson auf der UN Vollversammlung über den Protagonisten des Videos in dem Link festgestellt hat: Es ist leicht, grün zu sein. Und genau so leicht ist die Beantwortung der folgenden Fragen:

  • Wie viele Coeurstiche macht man, wenn man einen Pikkontrakt spielt?
  • Was passiert, wenn man in Trumpf aussteigen muss?

Denn wenn die Gegner aufpassen, macht man im besten Fall 2 Coeurstiche. Anschließend wird der Alleinspieler alle noch ausstehenden Karo- und kleinen Treffkarten abgeben.

Schauen wir uns einmal an, was in einem 4♠ Kontrakt an einem der Tische passiert ist:

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Obwohl der Treffschnitt sitzt und Ost-West die Coeurfarbe zweimal bedienen müssen, fällt der Kontrakt trotzdem. Woran liegt das?
Der Alleinspieler kann in einem Pikkontrakt zwar die Kürzen von Nord nutzen, nicht aber die Coeurlänge. In einem Pikkontrakt kann der Alleinspieler nur 2 Coeurstiche machen. Wenn dagegen Trumpf ist, macht man gleich 8 Coeurstiche. Insofern ist das Board die bekannte Ausnahme von der Regel: Es ist zwar fast immer richtig, den Oberfarbfit zu bestätigen, Wenn man aber so eine tolle Farbe hat wie Nord, dann kann und sollte man davon abweichen. Schauen wir uns an, was am anderen Tisch passiert ist:

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Um die Hand schwieriger zu machen, wurden ♠10 und ♠5 und ♣K und ♣4 zwischen Ost und West ausgetauscht. Der im folgenden beschriebene Spielplan funktioniert natürlich erst recht bei der „einfacheren“ ursprünglichen Verteilung. Auf Anhieb sieht es so aus, als wenn bei dieser Verteilung die Alleinspielerin fallen muss, da sie ein Karo- und drei Pikstiche abgeben muss. Auch der Treffschnitt als Alternative hat keinen Erfolg. Dennoch kann die Alleinspielerin erfüllen, obwohl keiner der Schnitte sitzt, sofern Ost mindestens ein 6er Karo hat, was nach der Zwischenreizung ja mehr als wahrscheinlich ist.

Sehen Sie einen Weg?

Der Trick ist, dass Sie vor dem ersten Pikschnitt dafür sorgen müssen, dass West nur noch Pik oder Treff zurückspielen kann, wenn der Schnitt schief geht. Auf diese Weise können Sie West endspielen und dafür sorgen, dass Sie selbst bei dieser Worst Case Verteilung erfüllen:

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Dies ist ein schönes Beispiel für ein Endspiel. Wie bei jedem Endspiel müssen Sie dafür sorgen, dass der Gegner nur noch Farben spielen kann, in denen er Ihnen einen Stich schenkt. Insofern ist es wichtig, dass Sie den König nutzen, um die Karos zu eliminieren. Wenn Sie anschließend die Trümpfe ziehen, verhindern Sie, dass West spielen kann.

Meist hat man bei einem Endspiel in einem Farbkontrakt auf beiden Seiten sehr viele Trümpfe und versucht den Gegner zu zwingen, in die Doppelchicane zu spielen. Auch diese Regel hat Ausnahmen. In diesem Board funktioniert das Endspiel, obwohl Süd nur einen Trumpf hat. Keine Regel ohne Ausnahmen.